Als Goethe über Cranach schrieb „in Hinsicht auf Wahrheit und Blüte“ könne er „selbst neben Tizian bestehen“, ahnte der Dichter nicht, dass der Maler zu seinen Ahnen gehörte: Lucas Cranachs d. Ä. Tochter Magdalena war mit dem sächsischen Kanzler Christian Brück verheiratet. Aus dieser Linie stammt Goethes Mutter, so dass Cranach Goethes Oberurgroßvater ist.
Das passt, denn Moritz Götze pflegt seit einigen Jahren eine massive Goethe-Cranach-Manie. Auf seinem „Goethe-Regal“ stapeln sich Devotionalien des Dichterfürsten, vom Gartenhaus bis zum Lauchstädter Heilbrunnen; die Kleider seiner Emaille-Damen bilden den jungen Johann Wolfgang beim Schmökern ab und auf einem „Picture-Vinyl“ begutachtet der Weimarer Olympier eine blaue Blume, das Zeichen der jungen Romantiker aus Jena. Die Bilder beider Cranachs wiederum werden umstandslos dem Repertoire von Götzes „Deutschem Pop“ zugeschlagen. „Venus und Amor“ verlassen den mystisch dunklen Raum der Zeitlosigkeit, den sie in der Eremitage-Fassung des älteren Cranach bewohnen. Sie streifen durch eine leicht vermüllte mitteldeutsche Landschaft, unter deren blauem Himmel sich Windräder drehen. In Götzes Paradies liegen leere Dosen herum, werden Hochhäuser errichtet und Europaletten angeschwemmt.
„Er schenkt den Verhängnissen der Fremdheit, dem vermüllten Planeten, dem Vergessenen oder Verkümmerten zwischen Fensterbrett, Strand und Luftkriegshimmel immer die Poesie einer letzten Unberührbarkeit, das Gewicht eines fraglosen Daseins, also auch ein Staunen, weil bei ihm das Ereignis zählt, nicht sein Grund. Es so zu sehen, macht ihn zum Künstler, es so zu zeigen, zu Götze.“ (Michael Freitag)
„Wenn die Geschichte eine Dunkelkammer ist, dann zählt Götze zu den Lichtmachern. Er leistet sich den ungetrübten Blick, frei von Ideologie.“ (Christoph Tannert)
Zur Eröffnung mit dem Künstler am Samstag, 16. Januar 2016 um 21 Uhr laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich in unsere Erfurter Galerie ein. Es spricht Rüdiger Giebler.